WorkshopS!!!
Chemnitz, DE - Eine Aufzugladung Community Music
Einblick in unsere Woche
Marleen - In den letzten Wochen haben wir recht wenig aus unserem Day-to-Day-Workshop-Life in Chemnitz berichtet - also was passiert gerade eigentlich? Auch wenn es online so aussieht, offline in der Welt sind wir sehr sehr viel unterwegs, geben zahlreiche Workshops, jede Woche ca. 12 Stück und machen mit vielen Menschen Musik. Ich nehme euch mal mit auf eine Reise durch den Anfang einer Woche:
Montags beginnt die Woche mit einem Workshop im Treffpunkt: Haltestelle, eine Anlaufstelle für Menschen ohne Obdach. Wir nehmen das Workshop-Kit mit und packen in den Rucksack ein paar Ukulelen und ein Songbuch, aber vor allem kommen wir dort in Gespräche und baue langsam, sehr langsam Vertrauen auf. Jede Woche ist komplett anders, andere Menschen, oder bekannte Menschen, aber in ganz anderen Stimmungen. Für mich ist das sehr herausfordernd, denn wir sind Gäste hier, und wir möchten die Menschen, die hier einen sicheren Ort haben nicht stören, aber natürlich trotzdem etwas Energie in den Raum bringen. Oft reden wir mit den Menschen, spielen ein wenig Musik, manche versuchen mal ein Instrument, manche schlagen ein Lied vor, das wir spielen sollen. Ich nehme die kleinen Stohhalme, neugierige Blicke dankbar auf, um ins Gespräch zu kommen. Nach jedem Workshop frage ich mich, ob ich das Beste aus der Situation gemacht habe. Ob ich alle kleinen Strohhalme wahrgenommen habe.
Danach geht es nach Hause, Sachen auspacken, oft noch ein gemeinsames Gespräch über den Workshop. Nach dem Mittagessen ist Zeit für Emails, Termine oder Workshopvorbereitungen. Abends packen wir eine Stunde vor dem Workshop alles für den Chor zusammen, Klavier, Liedtexte, Tassen, Tee, Tafel und laden alles auf dem Fahrradanhänger. Dann geht's los zum Otto-Brenner-Haus. Hier muss aufgebaut werden und möglichst viele Stühle gefunden werden Hier hat sich eine richtig große Gruppe gebildet - es sind meistens über 30 Personen, und irgendwie bin ich jedes Mal wieder überrascht, wie bunt altersgemischt die Gruppe ist. Der Workshop ist eine Freude! Alle haben Lust hier zu sein, oft bringe ich Lieder mit, manchmal gibt es auch Wünsche von der Gruppe. Während des Workshops gibt es meistens einen Moment, an dem ich Gänsehaut habe, weil es richtig toll klingt, und weil sich innerhalb der Gruppe neue Kontakte bilden, Menschen sich vertrauter werden!
Danach natürlich wieder abbauen, alles auf den Fahrradanhänger, nach Hause fahren, dreckige Tassen in die Spülmaschine und dann ist der Tag vorbei!
Dienstags bin ich alle zwei Wochen in der Kita Sonnenwelt und gebe dort drei Workshops. Zum Glück gibt es hier keinen großen Aufbau und ich kann mit einem Workshop-Kit auf dem Fahrrad hinfahren, den Raum vorbereiten und dann geht es auch schon los. Zuerst in einer Gruppe mit unter Dreijährigen, anschließend noch zwei Gruppen mit den Älteren. Auch hier ist die Stimmung immer wieder anders, und ich kenne nicht alle Kinder, die in den Workshops sind. Ich muss total auf die Gruppe reagieren, welche Energie da ist, und wo wir zusammen hin wollen. In den letzten Wochen hat es sich so entwickelt, dass langsam die Kinder bei den Liedern mitsingen - sogar im Call und Response! Das war ein schöner Moment!
Dann geht's zurück, Zeit für Emails, eine Evaluation des Workshops schreiben, Organisation und Mittagessen. Anschließend holt Matt das Teilauto ab, ich bringe alle benötigten Dinge für die Streetband in unseren Hof, Trommeln, Samba-Kit, Sticks, Tafel, Saxophon - das ist ein bisschen Sport am Tag! Dann fährt Matt alleine zum Workshop bei Inpeos, während ich meistens das Seniorensingen für den nächsten Tag vorbereite. Dann schwinge ich mich auf's Fahrrad und es geht zum Lokomov, wo die Streetband stattfindet. Hier laden wir das Auto aus und bauen alles auf, spielen die Tunes durch, sprechen durch den Workshop und dann kommen schon die Leute. Auch hier hat sich eine recht feste Gruppe gebildet, aber es kommen immer auch wieder neue Menschen dazu. Meistens sind wir 15 Menschen, davon spielen 3 Saxophon, 12 Trommeln. Es groovt richtig, und klingt wirklich richtig gut! Bald werden wir einen ersten gemeinsamen Auftritt haben, bei der Kidicalmass am 25.5. - darauf sind wir schon sehr gespannt! Nach dem Workshop haben wir noch Zeit eingeplant, dass Menschen nicht direkt gehen müssen, sondern etwas trinken können, quatschen oder manchmal auch jammen können. Gegen halb zehn, laden wir dann alles ein, fahren zurück, laden alles wieder hoch in die Wohnung, Matt bringt das Auto zurück und dann ist es meistens auch schon zu spät für ein Abendessen So geht es durch die Woche! Aus jedem Workshop trage ich viele Eindrücke mit, versuche neue Namen zu lernen, Situationen nochmal durchzugehen, Gedanken zu spinnen, was passend für den nächsten Workshop ist. Manchmal ist es extrem viel und herausfordernd, aber es gibt zu viele schöne Momente, in denen sich Menschen öffnen, etwas mit anderen teilen und die Stimmen und Instrumente Stück für Stück zusammen wachsen!
Und so geht das weiter mittwochs und donnerstags :) das kommt vielleicht im nächsten Beitrag mal!
Ich habe noch keinen guten Weg gefunden, um all diese kleinen Momente zu erzählen, all die vielen Eindrücke in etwas Ansprechendes zu verpacken - daran arbeite ich noch :)
Als kurze Zusammenfassung ist aber zu sagen: wir sind sehr überwältigt, von all den Menschen, die zu den Workshops kommen. Es macht riesigen Spaß und wir sind so gespannt wo die Reise noch hingeht!!
Chemnitz, DE - mit dem Fahrradanhänger zum Community Chor im Otto-Brenner-Haus.